Grundrechteproteste aus Sicht eines Journalisten

Published On: 30. April 2020

Seit dem 28.03. berichte ich als freier Journalist jede Woche von den Samstagsdemonstrationen für Grundrechte, die von der Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand initiiert wurden.

Meine Reportagen biete ich unterschiedlichen Redaktionen an. Bisher publizierte ich u. a. in «Die Rote Fahne», «Junge Welt», «Neues Deutschland», «SoZ – Sozialistische Zeitung» und «taz – die tageszeitung».

Bei zwei von fünf Arbeitseinsätzen auf dem Rosa-Luxemburg-Platz wurde ich verhaftet.
Während ich von den Samstagsdemonstrationen am 28.03. und am 18.04. berichtete, wurde ich von Polizeivollzugsbeamten der 13. Einsatzhundertschaft festgenommen. Obwohl ich mich stets sofort als Presse zu erkennen gab. Die Polizei verschleppte mich in eine Bearbeitungsgasse in der Hirtenstraße, Ecke Karl-Liebknecht-Straße. Dort wurde ich Stundenlang festgehalten und sah Frauen und Kinder weinen, die ebenfalls bearbeitet wurden. Meine Kleidung, mein Rucksack, meine Dokumente wurden von der Polizei durchsucht. Mir wurden Fingerabdrücke abgenommen und ich mußte mich mehrmals vor eine Hauswand stellen während mich ein Polizist fotografierte.

Vom Zeitpunkt der Festnahme bis zur Freilassung wurden mir meine Arbeitsmittel entwendet: Notizblock und Bleistift (stumpf und weich). Ein Journalist braucht seinen Stift und Papier.
Ich wurde schon oft festgenommen. Während ich von Protesten in Weißrussland berichtete, wurde ich von Lukaschenkos Geheimdienstpolizei verhaftet. Als ich von der demokratischen Revolution aus Syrien berichtete, verhörte mich die Schabiha-Milizen die von den Cousins des syrischen Präsidenten al-Assad angeführt werden. Und in Somalia wurde ich von der islamistischen Regierung mehrere Tage lang eingesperrt, weil ich einen marxistischen Oppositionellen interviewt hatte.

Doch noch nie wurde ich in Berlin festgenommen, weil ich meiner Arbeit als Reporter nachging. Es ist das erste Mal in meinem Leben, das ich die Verletzung der Pressefreiheit in meinem eigenen Land erlebe. Wie mir Polizisten brutal Papier und Stift aus der Hand reissen und beschlagnahmen, nur weil ich berichte, wie der Demokratische Widerstand sich für die Grundrechte engagiert. Von den diktatorischen Regimen in Weißrussland, Syrien und Somalia, die Menschenrechte und Pressefreiheit verachten, hatte ich es nicht anders erwartet. Aber von dem links-grünen Senat von Berlin bin ich enttäuscht. Als Journalist und Staatsbürger unter dem Schutz des Grundgesetzes.

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