Vergangenheit ist Verpflichtung für die Gegenwart

Published On: 10. März 2016

Heute habe ich Juden beim Beten zugeschaut während ich auf meinen Flug gewartet habe. Dabei bin ich mit einem Juden ins Gespräch gekommen und fragte ihn, woher er komme. Er sagte, er komme aus Palästina. Er fragte mich, woher ich komme. Ich sagte, aus Deutschland. Ich sagte ihm, daß aus der Geschichte Deutschlands eine Verantwortung für die Gegenwart erwachse. Daß Deutschland, weil es über sechs Millionen Juden während des Holocaust des Nazi-Regimes umbrachte, auch für die Folgen dieses Verbrechens gegen die Menschlichkeit verantwortlich sei und sich Deutschland unermüdlich für einen gerechten Frieden im Nahen Osten einsetzen müsse. Mein Gesprächspartner entgegnete mir, daß die Palästinenser die Rechnung für die Verbrechen der Deutschen während des Holocausts zahlen müssten. Ich war überrascht, so etwas von einem Juden zu hören. Er sagte mir, daß die Ermordung von sechs Millionen Juden während der NS-Zeit nicht als Vorwand dienen dürfe, bei heutigen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wegzuschauen. Er frage sich, weshalb es für die einen Straffreiheit gebe nach der Ausübung internationaler Straftaten und für die anderen nicht. Der Holocaust dürfe nicht als Rechtfertigung für das Wegschauen dienen. Wer Unrecht erkenne, dürfe nicht schweigen. Mein neuer jüdischer Freund sprach mir aus der Seele und ich war froh und dankbar über diese zufällige Schicksalsbegegnung am Flughafen, der an diesem schönen Morgen zwei seelenverwandte Reisende zusammenbrachte. Wir umarmten uns kurz und innig, bevor jeder von uns zu seinem Gate aufbrach.

PS: Die Fahne, die ich auf dem Foto, das am Flughafen entstand, an der Jacke trage, ist nicht die Fahne von Palästina, sondern von Sudan. Ja ich weiß, die beiden Fahnen sehen sich zum Verwechseln ähnlich und Du bist nicht der einzige, der auf Grund des Themas dieses Beitrags dachte, es sei eine palästinensische Fahne. Aber das wäre dann auch zu viel des Zufalls gewesen.

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