Wider den Sanktionen: Für eine strategische Partnerschaft mit Sudan
Fluchtursachen können langfristig nur bekämpft werden, wenn Peripherie und Zentrum auf den Sektoren der Bildung und Forschung auf Augenhöhe kooperieren. Eine strategische Partnerschaft zwischen dem Sudan und Deutschland aufzubauen und Kooperationen zwischen deutschen und sudanesischen Universitäten zu entwickeln, sind die Hauptziele der Sudanesisch-Deutschen Konferenz für Hochschulbildung und wissenschaftliche Forschung, die am 7. März in Khartum durch den sudanesischen Vizepräsidenten Hassabo Abdelrahman feierlich eröffnet wurde.
Vizepräsident Abdelrahman lobte in seiner Eröffnungsrede die Bereitschaft Deutschlands, den Friedensprozeß im Sudan zu unterstützen. Die US-amerikanischen Sanktionen gegen den Sudan andeutend, betonte Vizepräsident Abdelrahman, der wissenschaftliche Austausch kenne keine Grenzen und solle allen Teilen der Gesellschaft offenstehe. „Der Sudan hat viele natürlichen Ressourcen und braucht die Unterstützung Deutschlands“, lautete Vizepräsident Abdelrahmans Schlußbemerkung.
Sumaya Abu Kushnawa, die sudanesische Ministerin für Hochschulbildung und wissenschaftliche Forschung, sagte anläßlich der Eröffnung der Konferenz: „Wir leben in einer Zeit, in der wir intensiv miteinander kooperieren müssen.“
Ismail Saed, Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten, lobte Rolf Welberts, deutscher Botschafter im Sudan, für seine aktive Arbeit im Sudan.
Ein sudanesischer Akademiker nennt in einem Gespräch am Rande der Konferenz Israel als Grund für die Ursache der US-amerikanischen Sanktionen: „Wir werden bestraft, weil wir die Palästinenser unterstützen.“
Hans-Ulrich Stork, Lehrbeauftragter an der Freien Universität Wiesbaden und Mitglied der deutschen Delegation erklärte am Rande der Konferenzeröffnung seine Solidarität mit dem sudanesischen Volk: „Der Sudan ist durch die US-amerikanischen Sanktionen in seiner wirtschaftlichen Entwicklung sehr stark behindert worden. Der Sudan in seiner religiös-gesellschaftlichen Struktur ist ein ausgesprochen friedfertiges Land. Die Konflikte in den vergangenen Jahrzehnten wurden in der Regel von Außen in den Sudan hineingetragen und hatten den Zweck, Rohstoffinteressen zu verfolgen.
Die Basis einer intellektuellen Zusammenarbeit als Keim dafür zu entwickeln, daß Ökonomie zwar wichtig, aber nicht nur entscheidend für eine friedlich demokratische Entwicklung eines Volkes ist, will diese Konferenz erreichen. Eine breit angelegte Ausbildung der Bevölkerung ist Basis für ein friedliches Zusammenleben und die Entwicklung der wirtschaftlichen Potentiale.
Es ist zu beklagen, daß in der Vergangenheit akademisch ausgebildetes Personal unter anderem auch aus wirtschaftlichen und auch aus beruflichen Interessen bessere Chancen im Ausland gesucht haben. Wenn wir hier im Sudan die wissenschaftliche Basis verbessern, haben wir dadurch die Chancen, diese Emigranten zurückzugewinnen.“
Stefan Böttinger, Professor für Grundlagen der Agrartechnik an der Universität Hohenheim, einer der fünf führenden landwirtschaftlichen Fakultäten der Welt, besuchte anläßlich der Konferenz erstmals den Sudan. Professor Böttingers Fakultät beteiligt sich bereits an landwirtschaftlichen Entwicklungsprojekten in anderen Ländern Afrikas und will nun auch im Sudan Forschungskooperationen eingehen. Professor Böttinger möchte sich im Sudan für die landschaftsökologische Bewahrung und Förderung von Biodiversität engagieren. „Die schonende Trocknung von Heilkräutern hilft die Inhaltsstoffe zu bewahren und somit das Einkommen von lokalen Produzenten zu verbessern“, beschreibt Professor Böttinger beispielhaft sein Tätigkeitsfeld.
„Sanktionen schaden dem Wissenschaftsbetrieb. Uns hilft der freie Austausch. Wenn wir helfen, Länder zu entwickeln und Perspektiven für die Ausbildung zu fördern, gibt es weniger Gründe wegzugehen“, kommentiert Professor Böttinger den Zusammenhang von Sanktionen, Ausbildungsqualität und Fluchtursachen.
Gastgeber der Konferenz, die bis zum 9. März andauert, sind das sudanesische Ministerium für Hochschulbildung und wissenschaftliche Forschung und das Sudanesisch-Deutsche Forum für Hochschulbildung und wissenschaftlicher Forschung.
Die deutsche Delegation umfasst 48 Teilnehmende.