Werner Daum ist tot: Sein Freund Fritz Kortler erinnert sich

Published On: 21. Juli 2025

Über 50 Jahre pflegten Daum und der Illertisser Weltreisende Fritz Kortler eine Brieffreundschaft, dann trafen sie sich in Dietenheim und Au wieder. Über das besondere Leben des früheren Diplomaten.

Als Fritz Kortler, der Weltreisende aus Illertissen, seine Fotoausstellung «Jemen – Abschied vom ‹Glücklichen Arabien›» im Mai in Dietenheim eröffnete, feierte Kortler ein großes Wiedersehen mit seinem langjährigen Brieffreund Werner Daum. Der Diplomat und Gelehrte, den Kortler vor über 50 Jahren in der deutschen Botschaft in Sanaa kennenlernte, ist am 12. Juli überraschend in Kavajë in Albanien gestorben. Nach Kavajë wurde Daum eingeladen, um eine Ehrung im Empfang zu nehmen für seine Verdienste während des Sturzes des kommunistischen Regimes in Albanien vor 35 Jahren.

Im Juli 1990 flüchteten 3.199 Menschen auf das Grundstück der westdeutschen Botschaft. Daum öffnete ihnen das Tor und sicherte ihnen politisches Asyl zu. Er kümmerte sich persönlich um die Flüchtlinge, versorgte sie mit Wasser und Lebensmitteln. Daum wurde in Albanien als «Botschafter der Freiheit» geehrt. Zwei Tage vor seinem 82. Geburtstag starb er allein in seinem Hotelzimmer.

Der 87-jährige Kortler erinnert sich in einem Telefonat an seinen Freund. Er musste zurückrufen, weil er zunächst aus tiefer Trauer nicht weitersprechen konnte.

«Vor ein paar Monaten schrieb ich Daum, den ich vor über 50 Jahren als Diplomaten in der deutschen Botschaft der nordjemenitischen Hauptstadt Sanaa kennenlernte, daß ich im Mai in Dietenheim eine Ausstellung über den Jemen eröffne. Er schrieb mir sofort zurück, daß er zur Eröffnung anreise werde, obwohl wir uns über 50 Jahre lang nicht mehr persönlich gesehen hatten», erinnert sich Kortler und schwärmt von der schönen Rede, die Daum ihm zu Ehren bei der Ausstellungseröffnung gehalten habe.

Daum besuchte Kortler anschließend zwei Tage lang zu Hause in Au und sprach mit ihm über Gott und die Welt. «Als gläubiger Katholik hatte Daum tiefe Kenntnisse vom Islam und deshalb konnte ich auch über ganz persönliche Dinge mit ihm sprechen», erinnert sich Kortler. Beide Männer hatten sich mehr als 50 Jahre nicht persönlich gesehen. Daum hatte dem jungen Kortler einst geholfen, als Einheimischer verkleidet in den für Ausländer verbotenen Nord-Osten des Jemens zu reisen.

Dort fotografierte Kortler Ausgrabungsstätten, Grabsteine, Tafeln und alte Inschriften. «Als ich bei Daum zurück in der Botschaft war, hat er dort alles kopiert. Dann sind wir gemeinsam zum jemenitischen Kultusminister gegangen und Daum überreichte ihm meine Fotos als Geschenk.» Daum forschte auch zur Geschichte des Landes. Er schätzte sehr den Jemen-Bildband «Altarabische Träume» von Kortler und dessen Tagebuch «Allein durch den unbekannten Jemen». Der gebürtige Nürnberger fehlt nicht nur Kortler als Brückenbauer zwischen Orient und Okzident, zwischen Christentum und Islam.

Klicken Sie auf das Foto, um zur Fotostrecke zu gelangen:

German-Qatari Year of Culture 2017

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