Die zierlich rüstige «Terror-Oma mit dem Kartoffelsack» (der eine Papiertüte ist)

Published On: 14. Oktober 2022
Foto einer aufgeschlagenen BILD vom 14.10.2022

Die Bundesanwaltschaft hat gestern Elisabeth Roth (75) aus Flöha festnehmen lassen, weil sie verdächtigt werde, sich als Rädelsführerin an einer terroristischen Vereinigung beteiligt zu haben (§ 129a Abs. 1 Nr. 1 und 2, Abs. 2 Nr. 2, Abs. 4 StGB). Daneben wird ihr die mittäterschaftliche Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens gegen den Bund zur Last gelegt (§ 83 Abs. 1, § 25 Abs. 2 StGB).

Gemeinsam mit Thomas Oldenburg (56), Sven Birkmann (55), Michael Heeren (44) und Thomas Kirchner (51) habe sich Roth zum Ziel gesetzt, so Generalbundesanwalt Peter Frank, in Deutschland bürgerkriegsähnliche Zustände auszulösen und damit letztlich den Sturz der Bundesregierung und der parlamentarischen Demokratie herbeizuführen. Hierzu sei geplant gewesen, einen bundesweiten Black Out durch Beschädigung oder Zerstörung von Einrichtungen zur Stromversorgung herbeizuführen. Zudem sei geplant, Gesundheitsminister Karl Lauterbach mit Waffengewalt zu entführen.

Die Vereinigung untergliedere sich, so die Bundesanwaltschaft, in einen operativen militärischen und einen administrativen Zweig. Roth sei im administrativen Teil aktiv gewesen.

Die heutige Schlagzeile der BILD lautet: «Die Terror-Oma mit dem Kartoffelsack». Warum wird das überhaupt berichtet? Erwartet man von einer 75-jährigen Theologin, die gerade in einer Kleinstadt in Sachsen verhaftet wurde und nach Karlsruhe geflogen wird, ein modischeres Accessoire wie eine Louis Vuitton-Handtasche?

Und warum wird dies auch noch falsch berichtet? Roth trug beim Ausstieg aus dem Helikopter, der sie nach Karlsruhe flog, wo der Bundesgerichtshof sitzt, eine Papiertüte und keinen Kartoffelsack. Die Papiertüte soll sogar kompostierbar sein, aus biologisch abbaubarem Kraftpapier.

BILD berichtet wie folgt über die Beschuldigte: «abends strich sie in einem weißen Nachthemd über ihr Grundstück, arbeitete mit einer Stirnlampe in der Finsternis im Garten.» Und über ihr Haus: «Sie wohnte offenbar im 1. Stock, wo bis spät abends Licht brannte. Wenn es erlosch, dann soll sich die rüstige Terror-Oma auf eine Strickleiter geschwungen haben. Auf der kletterte sie dann in ein Turmzimmer, in dem sich ihr Schlafzimmer befand.» Rüstig soll sie sein, gleichsam aber auch zierlich. Denn an anderer Stelle schreibt BILD: die zierliche Seniorin steige leicht gebeugt aus dem Helikopter.

Mit der Papiertüte der Beschuldigten beschäftigt sich t-online zwar nicht, aber in der Überschrift des Beitrags über die Festnahme wird Roth als «Terror-Theologin» bezeichnet. Derlei Wortspiele verdecken jedoch leicht, wie schwerwiegend die Taten sind, derer Roth verdächtigt wird.

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