Vom Impfgegner zum mutmaßlichen Terroristen
Rückblick auf Tag 2:
Der dritte Hauptverhandlungstermin am 25.05.2023 des Staatsschutzverfahrens gegen fünf mutmaßliche Mitglieder der Kaiserreichsgruppe begann, wie der vorherige geendet hatte, mit jeweils dreieinhalb Stunden langen Monologen des Angeklagten Sven Birkmann, die Einblicke in seine Radikalisierung ermöglichten.
Nachdem er gestern bereits 50 Seiten mit Angaben zu seiner Person vorgelesen hatte, liest er heute weitere 50 Seiten. Viele abgedroschene Stammtischparolen sind dabei und sogar Schilderungen seiner Berliner Weihnachtsmarkterlebnisse. Der Weihnachtsmarkt mit Riesenrad am Alexanderplatz sei laut Birkmann gut für Kinder, der Weihnachtsmarkt am Bahnhof Zoo gemütlich. Dort habe er gern Mettwurst mit Grünkohl gegessen und dazu Glühwein getrunken. Der Weihnachtsmarkt in Spandau sei zwar flächenmäßig der Größte, seine Qualität aber habe nachgelassen. «Nur noch Ausländer als Verkäufer, nur noch Tinnef, kein echtes Kunsthandwerk mehr.»
«In Stuttgart, bester Döner, den ich je gegessen habe, teuer, 8 Euro, aber mit echtem Lammfleisch», schwelgt Birkmann in kulinarischen Erinnerungen und berichtet vom Verzehr der leckersten Thüringer Bratwurst und vom herrlichen Kartoffelsalat.
Auch heute lobt Birkmann wieder Gerhard Schröder, der Deutschland nicht in den Irakkrieg geschickt habe. Dieses Rückgrat fehle den heutigen Politikern. «Wo bleibt das Kriegsverbrechertribunal, das US-amerikanische Kriegsverbrechen in Afghanistan und im Irak sanktioniert?», fragt der Angeklagte.
Immer wieder schimpft Birkmann über Ausländer: «Flüchtlinge kommen zu uns um gratis zu shoppen, aber nur Markenklamotten». Er regt sich auf über sexuelle Übergriffe in der Silvesternacht 2015, die er Ausländern zuschreibt und klagt über «Fremde, die uns mit Macheten abschlachten». Betont aber zugleich: «Ich bin kein Nazi, ich habe Albaner, Griechen und Türken als Freunde».
Auch die Russen preist er. Da zähle Familie noch. Da bringen die Frauen ihre besoffenen Männer noch aus der Kneipe nach Hause.»
Auch heute spricht er sich gegen die Covid-19-Impfung, gegen die Impfdoktrin der Regierung aus, sagt Sätze wie «Wir überleben die Pandemie ohne Pieks, brauchen die Heilige Nadel nicht, die Spritze tötet!» Für die «Hörigen, die sich brav immunisieren», hat er nur Spott und Verachtung übrig. Die es nicht besser wissen, seien «Schlafschafe», die alle widerrechtlichen Einschränkungen der Grundrechte über sich ergehen lassen.
Die Bilder aus Bergamo empfand Birkmann als «mediale Gleichschaltung». Er begann, im Netz «nach der Wahrheit zu suchen. Das Coronavirus ist Menschengemacht, die Laborthese keine Verschwörungstheorie.» Der «Great Reset» sei real und die Ansichten der NWO gar nicht so abwegig. Doch Wahrheitssuchende wie er würden durch die «Mainstream-Medien» und Politiker der «Alt-Parteien» als Coronaleugner und Verschwörungstheoretiker diffamiert.
Was Spahn, Wieler und Drosten machten, war «ein Schlag in die Fresse». Die widersinnigen staatlich verordneten Coronamaßnahmen wollte Birkmann nicht akzeptieren.
Karl Lauterbach, den Birkmann mutmaßlich aus der Talk-Show «Anne Will» entführen wollte, nennt er «Klabauterbach» oder «Karlchen», Markus Söder «Södolf», Angela Merkel «Mutti» und oft spricht er von «Corinna» statt Corona. Auch den Namen von Annegret Kramp-Karrenbauer und weiteren Politikern verballhornt er.
Auf Telegram wurde Birkmann politisch aktiv, engagiert sich im Kanal «Veteranen-Pool», der laut Birkmann 16.000 Mitglieder habe und sich wie folgt beschreibt: «Wir sind Veteranen der Bundeswehr und der NVA. Wir haben uns zusammengeschlossen, um uns nach dem Vorbild der Kameraden in den Niederlanden, bei Demos friedlich in die erste Reihe zwischen Demonstranten und Polizei zu stellen. Zum einen soll dies den Demonstranten einen symbolischen Rückhalt geben, zum anderen soll dies der Polizei zeigen, was es bedeutet zu dem einmal abgelegten Eid auf die freiheitlich demokratische Grundordnung zu stehen und dass Veteranen bereit sind, sich schützend vor das Volk, den Souverän, zu stellen. Wir freuen uns auf alle Veteranen, die sich auf unsere Seite stellen wollen.»
«Die Maskenpflicht brachte Unglück über uns, nicht nur die Verletzung der Grundrechte, sondern auch ein Umweltproblem. Ich trug den Maulkorb nicht. Seminare mit Maskenpflicht lehnte ich grundsätzlich ab», bekennt Birkmann. Wenn er mal zum Brötchenholen kurz eine Maske tragen mußte, dann eine «V wie Vendetta»-Maske, um die Leute beim Bäcker wachzurütteln. Birkmann eckt an bei Maskenattestkontrollen im Tierfuttergeschäft und im Supermarkt. «Wie im Dritten Reich», sagt Birkmann, habe er vor der Entscheidung gestanden: «Mitmachen oder Widerstand leisten und seine Existenz riskieren?»
Birkmann klagt über den «Coronawahnsinn» im Lockdown: «Ich durfte nicht arbeiten, konnte nicht in den Urlaub fahren, den ÖPNV nicht nutzen, nicht ins Restaurant, hatte Ausgangssperren.» Zu recht habe es die «Querdenker» gegen die Maßnahmen und gegen den «Impfzwang» auf die Straße getrieben. Den Sturm auf den Reichstag nehme er anders wahr als das durch die Propaganda gestaltete Meinungsbild der Öffentlichkeit. Nach der «Coronadiktatur» befürchtet Birkmann eine «Ökodiktatur».
Eine Richterin möchte wissen, was der Angeklagte in der Haft mache und wie er sich sein Leben nach der Entlassung vorstelle. Birkmann antwortet, daß er Jura an einer Fernuni studiere, mit dem Abschluß später was machen wolle, nach Leipzig ziehen möchte, wo er Mitglied einer Wohnungsbaugenossenschaft sei. Er sei schuldenfrei. Um seine Kredite habe sich «die Frau» gekümmert. Persönlichen Kontakt habe er nur zu seinem Ziehson. Sein leiblicher Sohn tue sich schwer mit Briefe schreiben.
Über sieben Stunden lang hat Birkmann vorgelesen. Beim nächsten Hauptverhandlungstermin will er Angaben zur Sache machen.
Rückblick auf Tag 1:
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